Naturfarben selbst herstellen: Lebe deine Kreativität mit pflanzlichen Pigmenten

Naturfarben selbst herstellen: Lebe deine Kreativität mit pflanzlichen Pigmenten

Autor Sabrina Hennrich | Veröffentlicht 26. August 2025

Farben faszinieren uns Menschen seit Anbeginn der Zeit. Schon in den frühesten Höhlenmalereien nutzten unsere Vorfahren Erde, Holzkohle und Mineralien, um Geschichten auf Felswänden zu verewigen. Farben waren nie nur Dekoration, sie waren Ausdruck, Symbol und ein Mittel, die Welt zu begreifen. Heute, wo alles jederzeit künstlich verfügbar scheint, hat das Herstellen und Malen mit Naturfarben einen ganz besonderen Zauber. Es bringt uns zurück zu den Ursprüngen, lässt uns die Natur neu entdecken und schenkt uns Momente der Entschleunigung und Kreativität.

Ein Blick in die Geschichte der Naturfarben

Die ältesten bekannten Malereien, über 30.000 Jahre alt, wurden mit Erdfarben wie Ocker geschaffen. Später nutzten Kulturen in aller Welt Pflanzen, Früchte oder Mineralien, um Tempelwände, Stoffe oder Bücher zu färben.

  • In der Antike wurde Purpur aus Meeresschnecken gewonnen. So wertvoll, dass er Königen vorbehalten war.
  • Im Mittelalter stellten Mönche ihre Tinten aus Ruß, Galläpfeln und Kräutern her, um Handschriften zu schmücken.
  • In der Volkskunst dienten Zwiebelschalen, Walnussschalen oder Rote Bete als natürliche Färbemittel für Stoffe, Eier oder Möbel.

Wer heute mit Naturfarben malt, tritt also in eine jahrtausendealte Tradition ein und erlebt etwas, das weit über „Basteln“ hinausgeht.

Die Herstellung – Farben selbst gewinnen

Naturfarben herzustellen, ist einfacher, als viele glauben. Das Grundprinzip: Pflanzen, Früchte oder Erde werden ausgekocht, zermahlen oder ausgepresst, bis sie ihre Pigmente freigeben. Je nach Verwendungszweck wird dann ein Bindemittel hinzugefügt:

  • Für Malfarben auf Papier/Leinwand: Gummi arabicum oder Stärke
  • Für Ei-Tempera: Eigelb als Bindemittel, Wasser und Pigment, eine Technik aus der Renaissance
  • Für Stofffarben: Essig oder Alaun als Beize, damit die Farbe hält
  • Für Kinderfarben: Mehl oder Speisestärke, dazu etwas Pflanzenfarbe, ungiftig und leicht zu machen

Es braucht nicht viel: ein Topf, ein Sieb, etwas Fantasie und schon entstehen kleine Farbpaletten direkt aus der Natur.

Pflanzen und Materialien für dein Farbenspektrum

Die Natur schenkt uns ein erstaunlich breites Farbspektrum:

  • Rot & Pink: Rote Bete, Hibiskusblüten, Himbeeren
  • Gelb & Orange: Kurkuma, Ringelblume, Karotten, Zwiebelschalen
  • Grün: Spinat, Petersilie, Brennnessel
  • Blau & Violett: Heidelbeeren, Holunder, Rotkohl (pH-Wert verändert Blau → Rot)
  • Braun & Schwarz: Kaffee, Walnussschalen, Holzkohle
  • Erdfarben: Ocker, Tonerde, Kreide

Allein schon das Sammeln und Zubereiten der Materialien kann ein kleines Ritual sein. Ein Spaziergang, bei dem man die Natur mit anderen Augen sieht.

Kreative Ideen mit Naturfarben

Malen mit Naturfarben ist keine Frage des Könnens, sondern der Freude am Ausprobieren. Einige Ideen:

  • Malen & Zeichnen: Farben auf Papier oder Leinwand bringen organische, sanfte Töne hervor.
  • Stoffgestaltung: Baumwolle, Leinen oder Wolle lassen sich mit Zwiebelschalen, Beeren oder Kurkuma färben.
  • Kunst mit Kindern: Selbstgemachte Fingerfarben oder Kartoffeldrucke, ungiftig und spielerisch.
  • Naturdrucke: Blätter oder Blüten mit Naturfarbe bestreichen und abdrucken.
  • Saisonale Projekte: Ostereier mit Zwiebelschalen färben, Herbstbilder mit Rote-Bete-Tönen, Sommerblüten auf Papier bringen.

So entstehen Werke, die nicht nur schön sind, sondern auch eine Geschichte erzählen.

Nachhaltigkeit und Achtsamkeit

Naturfarben sind ungiftig, umweltfreundlich und kreislauffähig. Sie machen sichtbar, dass Kreativität nicht aus der Tube kommen muss. Und sie lehren uns, genauer hinzusehen: Welche Pflanzen wachsen gerade? Welche Töne schenkt uns die Jahreszeit?

Das Malen wird dadurch mehr als ein kreativer Prozess – es wird zu einem meditativen Moment, in dem wir uns mit der Natur verbinden. Jeder Pinselstrich erinnert daran, dass wir Teil eines größeren Kreislaufs sind.

Schlussgedanken

Malen mit Naturfarben ist eine Einladung: zur Kreativität, zur Entschleunigung, zum bewussten Leben. Es verbindet uralte Handwerkskunst mit moderner Achtsamkeit.

Wer einmal mit Naturfarben gemalt hat, wird spüren: Die Töne sind weicher, lebendiger und oft überraschend, so wie die Natur selbst.

Vielleicht liegt genau darin ihre Schönheit: dass wir nicht alles kontrollieren, sondern uns von Farben überraschen lassen, die direkt aus Erde, Pflanze oder Frucht entstehen.

Wichtiger Hinweis: Der Artikel dient der allgemeinen Information. Für individuelle Diagnosen oder Behandlungsempfehlungen wende dich bitte an einen Facharzt oder Therapeuten.

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